Wie du garantiert besser coachen wirst
Teil 1: Warum klassische Coaching-Ansätze nicht funktionieren
Bist du Coach?
Und dir ist vielleicht schon mal aufgefallen, dass einige deiner Kundinnen immer wieder in den gleichen Themen feststecken?
Etwas, das viele Coaches immer wieder beobachten…
Deine Coachees waren vielleicht zu Beginn durch ihre neuen Erkenntnisse für kurze Phasen hoch motiviert und diszipliniert, aber schon nach kurzer Zeit fallen sie doch wieder zurück in ihre alten Muster…
Vielleicht kennst du solche Situationen sogar von dir selbst?
Vielleicht gibt es ja so ein Thema, an dem du gearbeitet hast.
Du hast das Problem durch und durch analysiert.
Du hast genau VERSTANDEN, was du ändern müsstest
Du hast meditiert.
Visualisiert.
Mindset-Arbeit gemacht.
Bücher gelesen.
Kurse oder Coaches gebucht.
Und doch findest du dich irgendwann genau in dieser Situation wieder?
Obwohl du ja eigentlich genau weißt, wo das Problem liegt?
Warum ist es also so schwer, wirklich dauerhaft etwas im Leben deiner Kunden oder deinem eigenen Leben zu verändern?
Ohne wieder in alte Muster zurückzufallen?
Und was braucht es, damit das nicht mehr passiert?
Damit du effektiver coachen kannst, so dass Veränderungen wirklich tiefgründig und nachhaltig sind?
Genau das wollen wir in dieser 3-teiligen Blog-Serie anschauen.
In Teil 1 geht es darum, warum klassische Coaching-Ansätze so oft scheitern und was es braucht, damit du effektiver und nachhaltiger coachen kannst.
Effektiver coachen? Darum scheitern klassische Coaching-Ansätze und Mindset-Arbeit…
Zuerst einmal:
Was verstehen wir eigentlich unter klassischem Coaching?
Klassisches Coaching basiert meist auf dem einem transaktionalen Ansatz, d.h. es geht um Aktionen.
Ziel hierbei ist es, Menschen dabei zu unterstützen, anders zu handeln und sich in der gegebenen Problemsituation anders zu verhalten.
Die Grundannahme ist: Wenn sich jemand anders verhält, dann werden auch andere (nicht mehr problematische) Ergebnisse erzeugt.
Häufig basieren die Methoden des klassischen Coachings deshalb auf Zielvereinbarungen und Aktionsplänen.
Die Frage, die sich bei einem Problem stellt ist im transaktionalen Coaching also:
Was kann ich an meinem Verhalten ändern bzw. was kann ich TUN, um mein Leben zu verändern?
Ein wenig anders ist es dann im Mindset-Coaching.
Hier wird an einer anderen Stelle angesetzt und das Denken eines Kunden wird in den Fokus gerückt.
Die Grundannahme dabei ist:
Die Art, wie jemand über eine Situation denkt, löst bestimmte Emotionen aus, die dann wiederum beeinflussen, wie sich diese Person in der gegebenen Situation verhält.
Beide Ansätze - klassisches Coaching und Mindset-Coaching - orientieren sich damit an folgendem Coaching-Modell, setzen aber an unterschiedlichen Stellen an.
Gedanken > Emotionen > Handlungen > Ergebnisse
Grundsätzlich ist das alles richtig.
Es stimmt, dass unser Handeln unsere Ergebnisse beeinflusst und ein anderes Verhalten zu anderen Ergebnissen führt.
Und es stimmt auch, dass unsere Gedanken unsere Emotionen kreieren, die dann unser Handeln bestimmen und so auch wieder unsere Ergebnisse beeinflussen.
Was aber in beiden Ansätzen völlig außen vor gelassen wird, ist die Frage:
Wo kommen eigentlich unsere Gedanken her ?
Und was entscheidet eigentlich darüber, ob eine Person in einer Situation ganz entspannte Gedanken haben und sich dadurch ruhig verhalten kann, so dass sie z.B. in Konfliktsituationen deeskalierend wirkt?
Während die Gedanken einer anderen Person in genau der gleichen Situation komplett außer Kontrolle sein können und sie scheinbar grundlos ausrastet und damit Konflikte heraufbeschwört?
Und warum genau ist jetzt eine nachhaltige Veränderung wirklich so schwer?
Um das zu beantworten, wollen wir einen kleinen Abstecher in die Motivationspsychologie machen und uns anschauen, welche Rolle das Thema Sicherheit in Veränderungsprozessen spielt.
Und auch, warum der Verstand uns hier nicht weiterbringt.
Denn wenn wir mal ganz ehrlich sind:
Wir alle sind schlau genug, die Lösungen all unserer Probleme auf einer Verstandesebene zu erarbeiten.
Wir wüssten also, was zu tun wäre.
Dass wir es trotzdem nicht tun - oder zumindest nicht langfristig - und warum das so ist, das ist hier die spannende Frage, bei der uns wie gesagt, die Motivationspsychologie weiterhelfen soll.
Ganz konkret geht es um die Bedürfnispyramide von Maslow, die uns einen Erklärungsansatz dafür liefert, indem sie uns aufzeigt, dass wir zuerst ein Gefühl der Sicherheit brauchen, bevor wir bei uns - oder bei Coaching-Kunden - langfristig etwas verändern möchten.
Die Bedürfnishierarchie von Maslow - Warum dein Verstand abschaltet, wenn du dich nicht sicher fühlst
Die Bedürfnispyramide von Abraham Maslow ist ein sozialpsychologisches Modell, das menschliche Bedürfnisse und Handlungsantreiber in eine hierarchische Abfolge bringt.
Wir können uns um höhere Ebenen der Pyramide nur dann kümmern, wenn das Bedürfnis auf der Ebene darunter gedeckt oder befriedigt ist.
Erste Ebene: Physiologische Bedürfnisse
Auf der untersten Stufe stehen physiologischen Grundbedürfnisse. D.h. das Bedürfnis nach Essen, Trinken, Schlaf und auch Wärme…
Erst, wenn diese Bedürfnisse generell gedeckt sind, können wir uns um die nächste Stufe, Sicherheit, kümmern.
Wenn unsere physiologischen Grundbedürfnisse nicht gedeckt sind, kann es gut sein, dass wir sogar Dinge tun, die unsere Sicherheit gefährden – nur, um eben die Grundbedürfnisse abdecken zu können. Vielleicht brechen wir irgendwo ein, um an Essen und Trinken zu kommen usw.
Zweite Ebene: Sicherheitsbedürfnis
Standen unsere Vorfahren einem Säbelzahntiger gegenüber, haben sie sich in dem Moment wahrscheinlich wenig für ihre sozialen Beziehungen, Anerkennung oder Selbstverwirklichung interessiert.
Heutzutage stehen wir zwar keinem Säbelzahntiger mehr gegenüber, aber auch Situationen, in denen wir zum Beispiel unsere finanzielle, seelische oder soziale Sicherheit gefährdet sehen, bringen uns in Alarmbereitschaft und sorgen dafür, dass es unsere primäre Motivation ist, wieder Sicherheit herzustellen.
Wenn wir zum Beispiel ständig Angst haben, unseren Job zu verlieren, sorgt diese Angst dafür, dass unser ganzer Fokus und unsere gesamte Energie dafür genutzt wird, noch mehr zu leisten, um den Job zu sichern.
Unsere sozialen Beziehungen rücken derweil in den Hintergrund, weil wir schlichtweg dafür nicht auch noch freie Kapazitäten haben.
Dritte Ebene: Soziale Bedürfnisse
Erst, wenn das grundsätzliche Sicherheitsbedürfnis gestillt ist, können wir uns auf der dritten Ebene um soziale Bedürfnisse wie Liebe, Zuneigung und Zugehörigkeit kümmern.
Fühlen wir uns zum Beispiel ausgeschlossen oder alleine, denken wir häufig nicht daran, uns selbst zu verwirklichen - und auch das Thema “Anerkennung” der vierten Eben spielt hier weniger eine Rolle.
Vierte Ebene: Anerkennung
Das wird erst dann relevant, wenn wir ein gutes soziales Netzwerk haben und uns zugehörig fühlen. Dann fangen wir an, uns Gedanken darum zu machen, wie anerkannt wir in dieser Gruppe sind oder was wir tun können, um noch mehr Wertschätzung zu erhalten.
Befinden wir uns zwar in einer Gemeinschaft, aber fühlen uns dort nicht wertgeschätzt oder anerkannt, können wir häufig noch nicht unser volles Potential ausschöpfen.
Fünfte Ebene: Selbstverwirklichung
Erst, wenn alle vorherigen Bedürfnisse erfüllt sind, können wir uns voll entfalten und um die Verwirklichung unsere wahren Wünsche und Träume kümmern.
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Aber was hat die Bedürfnispyramide von Maslow jetzt damit zu tun, effektiver zu coachen?
Anhand der Bedürfnispyramide sehen wir, dass Sicherheit die Voraussetzung für alle Themen und Wünsche ist, an denen wir gerne etwas verändern wollen.
Ein Körper, in dem das Sicherheitsbedürfnis nicht gestillt ist, ist nicht in der Lage, sich um höhere Ebenen zu kümmern!
Also auch nicht darum, bessere Beziehungen zu führen, mehr Erfüllung zu finden, Erfolge zu feiern u.ä.
Das heißt, wenn sich jetzt eine Person mit Themen wie Selbstverwirklichung, Beziehungen oder Anerkennung an dich als Coach wendet, ist das mit einer hohen Wahrscheinlichkeit ein Anzeichen dafür, dass irgendetwas bei dieser Person in ständiger Alarmbereitschaft ist und die Sicherheit im System fehlt.
Jetzt magst du vielleicht denken, dass wir ja in einem relativ sicheren Umfeld leben.
Dass wir genug zu essen und trinken haben - und vermutlich auch ein Dach über dem Kopf - oder zumindest genügend soziale Unterstützung aus privater oder staatlicher Hand.
Und Säbelzahntiger gibt es auch nicht mehr.
Das stimmt zwar, aber davon hat unser Nervensystem leider noch nicht so viel mitbekommen, wie wir im 2. Teil dieser Blog-Serie noch sehen werden.
Was an dieser Stelle aber schon gesagt sein soll:
Unser Sicherheitsempfinden können wir nicht über den Verstand beeinflussen!
Wir können sie uns nicht über positive Affirmationen einreden.
Und auch nicht über rationale Lösungen oder eine disziplinierte Verhaltensänderung herstellen.
Sicherheit entsteht im Körper - oder noch genauer: im Nervensystem.
Das heißt:
Wenn sich unser Körper in Alarmbereitschaft befindet, weil irgendwo eine Gefahr wahrgenommen wird, kommen wir mit rationalen Gründen nicht dagegen an.
Jetzt wird deutlich, warum nachhaltiger und effektiver coachen mit handlungsorientiertem oder Mindset-fokukssiertem Coaching schwierig ist.
Im klassischen Coaching wird häufig nur bei den oberen Ebenen der sozialen Beziehung, Anerkennung und Selbstverwirklichung angesetzt.
Über den Verstand.
Oder über das Denken.
Um hier aber langfristig etwas zu verändern, braucht es zuerst den Fokus auf die unteren Ebenen.
Im 2. Teil wirst du sogar außerdem noch sehen, dass fehlende Sicherheit überhaupt erst die Ursache dafür ist, dass Probleme wie toxische Beziehungsmuster, ungesundes Essverhalten, mangelnde Konzentration, Überforderung, eine fehlende Orientierung im Leben u.ä. entstehen können.
Worauf kommt es jetzt also an, wenn du effektiver coachen willst?
Der Schlüssel zum Erfolg lautet:
Sicherheit ins System deiner Kunden zu bringen!
Aber wie funktioniert das genau?
Darum geht es in Teil 2 dieser Blog-Serie. Dort erfährst du auch, wie unser Nervensystem generell funktioniert und warum es bei so vielen Menschen aus der Balance geraten ist.
Wenn dich dieser Blogartikel jetzt neugierig auf das Thema Coaching mit dem Nervensystem gemacht hat, schau dir gerne unserer 3-teiliges Video-Training Die Neurobiologie echter Transformation an.
Darin tauchen wir noch tiefer in das Thema ein, wie du die Arbeit mit dem Nervensystem in dein Coaching integrieren kannst.
Podcast-Empfehlungen zum Blogartikel
- Podcast-Episode 97: Warum Mindset Arbeit nichts bringt und was du stattdessen tun kannst
- Podcast-Episode 165: Warum du deine Gefühle fühlen solltest (und warum das so schwer ist)
- Podast-Episode 166: Das Nervensystem umprogrammieren und was es dafür braucht
- Podcast-Episode 168: Was sich durch die Arbeit mit dem Nervensystem verändert